Kurz bevor alle Schulen in der Corona-Krise ihre Türen schlossen, absolvierte die Hartmann-Grundschule in Königshardt noch eine ganz besondere Projektwoche für die Drittklässler, in der es um die Themen Sterben, Tod und Trauer ging.
Anfang dieses Jahres nahm das Ambulante Hospiz Oberhausen e.V. Kontakt mit der Grundschule auf und plante dort ihre erste Projektwoche mit dem Titel „Hospiz macht Schule“. Ein Projekt, dass bereits 2005 von der Hospizbewegung Düren e.V. in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Hospiz- und PalliativVerband e.V. initiiert und im Rahmen eines Bundesmodellprogramms entwickelt wurde. Zögerlich weitet sich seitdem die Idee auf die Republik aus, mit Grundschülern darüber zu sprechen, dass Leben und Sterben miteinander untrennbar verbunden sind. Dabei geht es vor allem darum, Kinder mit dem Thema „Tod und Sterben“ nicht alleine zu lassen. Im geschützten Rahmen sollen sie hier alle Fragen stellen, die sie zu den Themen bewegen. Gute Antworten inklusive. Genau das hat das Team um die Hospizkoordinatorin Sabine Schrade gemacht – nachdem sie auch beim Schulleiter erst mal Überzeugungsarbeit leisten musste: „Ich war mir zunächst unsicher, ob wir die Eltern geschlossen mit ins Boot holen. Tatsächlich haben die Hospizmitarbeiterinnen aber noch während des Infoabends zu dem Projekt die Herzen der Eltern regelrecht im Sturm erobert, so dass der Projektwoche nichts mehr im Wege stand,“ erklärt der Schulleiter und Klassenlehrer der 3b Lutz Kruska.
Fünf Tage hat die Projektwoche gedauert, jeweils von 8.00 – 11.40 Uhr. In diesen Tagen haben die Kinder kein Thema ausgelassen, angefangen beim Werden und Vergehen über Krankheit und Leid, Sterben und Tod, dem Traurig-Sein bis zum Trost und Trösten. Themenwelten, bei der sich auch viele Erwachsene lieber abwenden, als darauf zuzugehen. „Ich hatte erst gemischte Gefühle, auch wenn ich das Thema spannend fand. Vor allem war ich mir nicht sicher, ob die Kinder das gut verarbeiten können. Aber meine Sorgen waren unberechtigt, weil die Damen wirklich sehr vertrauensvoll mit den Kindern umgegangen sind,“ sagt Sanela Besic. Auch ihre neunjährige Tochter Mina nahm an der Projektwoche teil und wirkte zum Projektende alles andere als niedergeschlagen: „Mich hat das Thema Sterben und Tod wirklich interessiert, wieso weiß ich eigentlich gar nicht genau,“ erklärt sie lächelnd und spiegelt damit die allgemeine Stimmung wider. Nach Abschluss des Projektes wurden nämlich alle Eltern in den umgestalteten Klassenraum eingeladen. An den Wänden hingen große Pappen, die beeindruckend detailliert die Themenwelt aufschlüsselten. Auf der gegenüberliegenden Seite der Klasse wuchsen Pflanzen in ihren Blumentöpfen. Vom Werden und Vergehen, ganz praxisnah.
„Wir hatten den Eindruck, dass Eltern und Kinder von der Vielfalt der Themenwelt Sterben, Tod und Trauer ganz überrascht waren und auch davon, wie bunt und anders man das Thema bearbeiten kann,“ resümiert Sabine Schrade vom Ambulanten Hospiz Oberhausen e.V. Es gab aber auch einen schwierigen Moment, in denen ein Kind geweint hat. Statistisch betrachtet ist in jeder Schulklasse – von der Grundschule bis zur Berufsschule – jeweils ein Kind von akuter Trauer betroffen. Die 3b macht da keine Ausnahme. Die erfahrene Hospizkoordinatorin und ihr Team konnten aber auch diese Situation professionell und sensibel auffangen. Es war die erste Projektwoche des Hospizvereins, ihr sollen noch viele folgen – die nächsten sollten im Mai und Juni stattfinden, fallen aber aufgrund der aktuellen Corona-Krise aus. Dass dieses Projekt jedoch fortgesetzt wird, ist sicher.