Ende März fragte das Ambulante Hospiz Oberhausen e.V. seine Ehrenamtlichen erstmals, ob diese ein paar Schutzmasken selbst nähen wollen. Sie wollten. 15 Frauen machten sich ans Werk und nähten bis heute (Stand: 20.4.2020) rund 600 Behelfs-Mundschutzmasken. Zwar wissen alle Beteiligten, dass dieser Mundschutz nicht wirksam vor einer Ansteckung mit COVID-19 schützen kann, aber Infektiologen weisen darauf hin, dass solche Masken besser sind als gar kein Mundschutz. Eine der Frauen, die mit viel Leidenschaft eine Behelfsschutz-Maske nach der anderen näht, ist Reinhilde Domachowski. Die 76-jährige Oberhausenerin ist ehrenamtlich beim Ambulanten Hospiz Oberhausen e.V. als Helfende Hand tätig. Eine Aufgabe, die sie auch derzeit wörtlich nimmt. „Ich habe zusammen mit meiner Schwester schon über 300 Masken genäht, und die nächsten 30 liegen bereits in Einzelteilen auf dem Tisch“, erklärt sie und lässt die Nähmaschine weiter surren.
Tischdecken, Bettwäsche, Stoffbahnen, Metalldraht und Gummiband – Rohstoffe, die alle Näherinnen dringend brauchen. Gerade das Gummiband wird derzeit genau so heiß gehandelt wie Hefe, Toilettenpapier und Mehl in den Supermärkten. Die Coronakrise schiebt mitunter echte Nischenprodukte aus ihrem Schattendasein ins Rampenlicht. „Ich habe mir das erste Schnittmuster von der Uniklinik in Essen über das Internet besorgt. Daran orientiere ich mich. Am Anfang habe ich also noch mit den langen Bändern genäht, die man hinter dem Kopf verknotet. Aber dann habe ich angefangen, Gummischlaufen anzunähen, die man jeweils hinter die Ohren klemmt, das ist einfacher beim Tragen“. Etwa 20 Minuten brauchen die Damen für einen Behelfsschutz. 200 Stunden Näharbeit liegen als derzeit bereits hinter den fleißigen Ehrenamtlern.
„Alle unsere ehrenamtlichen Helfer spenden die eingesetzten Stoffe. Wir kaufen mitunter auch Material und geben es dann kostenlos an die Ehrenamtlichen weiter“, erklärt auch Claudia Wegner, Koordinatorin im Ambulanten Hospiz. Es geht nicht darum, Geld zu verdienen, sondern zu helfen. Also gehen alle Masken an die kooperierenden Alten- und Pflegeinrichtungen, die Ambulanten Pflegedienste und die Behinderteneinrichtungen der Stadt. Ist ein Paket fertig, bringen es die Näherinnen ins Hospiz, und eine Mitarbeiterin leitet es von dort aus in die Einrichtungen. Der Kreis schließt sich.
Reinhild Domachowski gibt übrigens nicht jede Maske ans Ambulante Hospiz weiter. Mitunter näht sie auch ganze Pakete für Interessenten außerhalb der Hospizszene, die ihre Masken dann zum Selbstkostenpreis erwerben. Geld, das sie wiederum 1:1 ans Ambulante Hospiz weitergibt. Allein durch sie und ihre Schwester sind so zusätzlich zu den ausgehändigten Masken 300 Euro eingegangen. Man kann die ehrenamtliche Hilfe derzeit gar nicht hoch genug bewerten. Genauso wie das Engagement von Einrichtungen, die mit all ihren Kräften die Gemeinschaft stützen.